Das QSO mit Astronaut André Kuipers an Bord der l'ISS
Das QSO (Funkgespräch) zwischen den Lernenden und Astronaut André Kuipers an Bord der ISS fand am 21. März 2012, 09:39 statt.
"OR4ISS de HB9SPACE please come - over"
Ein Erlebnisbericht von Fritz Friedli, HB9TNA über die “Operation ARISS-2012” des « HB4FR „Clin d’Ailes“ Swiss Air Force Museum HAM Radio Club »
Mittwoch, der 21. März 2012, 09:38 im Militärfliegermuseum „Clin d’Ailes“ Payerne: In seiner Funktion als „Tracker“ beobachtet Manfred, HB9ACA sehr aufmerksam seinen Bildschirm. Der „Footprint“ der ISS rückt unaufhaltsam näher an Payerne heran. Manfred wirft einen Kontrollblick aus dem Fenster und siehe da: die X-Quad-Antenne auf dem 8 m Mast beginnt sich im selben Augenblick wie von Geisterhand bewegt, in Richtung 315° Nord-West zu drehen. Von dort wird die ISS in 45 Sekunden über dem Funkhorizont auftauchen. Manfred wendet sich mit rascher Bewegung den Funk-Operatoren zu. „In 45 ready to go“! meldet er und wendet sich wieder seiner Aufgabe zu.
Operator I, Bertrand HB9SLO, reckt sich, um gegen seine Anspannung anzukämpfen und lockert etwas seinen Kragen. Rasch prüft er nochmals alle Einstellungen seines Sende-Empfangsgerätes und schon ist es Zeit: 09:39 Ortszeit hatte die NASA bestimmt – jetzt muss die ISS „in range“ sein! „OSCAR ROMEO FOUR INDIA SIERRA SIERRA - DE HOTEL BRAVO NINE SIERRA PAPA ALPHA CHARLY ECO – OR4ISS DE HB9SPACE – PLEASE COME – OVER »! spricht Bertrand mit lauter und klarer Stimme in sein Mikrofon. Nichts - da liegen ja noch die Jurahöhen dazwischen - denkt er. Also nochmals. Nach dem Zweiten Aufruf der ISS ein leises Knacken und dann tönt die klare, deutliche Stimme von Astronaut André Kuipers aus den Lautsprechern: „HOTEL BRAVO NINE SPACE DE OSCAR ROMEO FOUR ISS – FIVE NINE – GO AHEAD“! Ein befreiendes Lächeln huscht über das Gesicht von Herbert, HB9BOU, Präsident der Amateurfunker-Gruppe des Museums. „Das QSO ist im Sack“, denkt er befriedigt und unser Astronaut Claude Nicoller , HB9CN greift zum Mikrofon: „HI ANDRÉ - THIS IS CLAUDE HB9CN SPEAKING - HOW ARE YOU DOING MY FRIEND“ ? begrüsst Claude seinen Weltraumfreund an Bord der ISS, um dann mit einer kurzen Einleitung fortzufahren und das Mikrofon an den ersten Lehrling weiterzugeben, damit dieser und seine 19 anderen Kameraden ihre Fragen an Astronaut André Kuipers richten können.
ESA Astronaute André Kuipers à bord de l'ISS
credit : ESA
Zur gleichen Zeit im Funküberwachungswagen neben dem Museum: Daniel, HB9DLZ sitzt im be-quemen Bürostuhl vor seinen Bildschirmen und überwacht das Funkspektrum sowie die Aussendungen der ISS und von HB9SPACE. Funkkontakte wie der eben laufende, werden von Funkamateuren aufmerksam mitverfolgt und es kommt schon vor, dass undelikate Stationen stören. Irren ist menschlich und es könnte ja auch vorkommen, dass hier oder dort falsche Offsets verwendet werden. Daniel kann das alles mit einem Blick feststellen und die notwendigen Schritte einleiten. Nichts wird dem Zufall überlassen!
Zurück ins Museum: Mittlerweile haben schon eine ganze Anzahl Lehrlinge Ihre wohlformulierten und sehr interessanten Fragen an André Kuipers gerichtet und ebenso präzise wie kurze Antworten erhalten. Es geht nicht an, auch nur eine Sekunde zu vertun, denn die ISS ist - eingeschränkt durch die Funkhorizonte - während maximal 10 Minuten erreichbar.
Geschäftig wirken auch die Funkamateurkameraden Pierre-André, HB9AZN und Paul-André, HB9RXV mit ihren Helfern von „SwissATV“, unsere Amateur-Fernsehspezialisten. Sie filmen das ganze Geschehen und liefern den anwesenden Medien die Signale für deren Aussendungen und für das Live-Streaming auf dem Internet.
Geschäftig wirken auch die Funkamateurkameraden Pierre-André, HB9AZN und Paul-André, HB9RXV mit ihren Helfern von „SwissATV“, unsere Amateur-Fernsehspezialisten. Sie filmen das ganze Geschehen und liefern den anwesenden Medien die Signale für deren Aussendungen und für das Live-Streaming auf dem Internet.
Die knapp bemessene Zeit verstreicht in Windeseile. Rasch reicht der letzte Fragesteller das Mikrofon an Claude Nicollier weiter, der sich von seinem Weltraumkollegen und der ISS-Besatzung verabschiedet und mit den Worten schliesst „BYE BYE ANDRÉ AND DEAR FRIENDS - TAKE CARE“! Das Mikrofon geht weiter an Berti, den Operator, welcher das QSO vorschriftengemäss abschliesst. Es folgen noch einige zerhackte Worte von André Kuipers und dann ist aus den Lautsprechern nur noch Rauschen zu vernehmen...
Die über 100 Besucher, welche dem ganzen Geschehen mäuschenstill mit viel Interesse und Auf-merksamkeit gefolgt sind, können sich nicht mehr zurückhalten und schliessen den Funkkontakt zwischen den Elektroniker- und Polymechanikerlehrlingen der Lehrwerkstätte der Luftwaffenbasis Payerne und der ISS mit spontanem, tosendem Beifall ab.
Das technische Projekt der Elektroniker- und Polymechanikerlehrlinge wird vorgestellt: Das Projekt ARISS verlangt, dass die teilnehmenden Schüler, Studenten und Lehrlinge sich während einer gewissen Zeit im Rahmen des Schulungsprogramms mit Weltraumthemen befassen. Nach dem erfolgreichen Funkkontakt mit der ISS gehen die Lehrlinge nun daran, den Besuchern ihr Projekt „Heidi“ vorzustellen, an welchem sie während Monaten gearbeitet hatten.
„Heidi“ war ein Stratosphären-Wetterballon mit einer von ihnen entwickelten und gebauten technischen Nutzlast. Diese enthielt eine Videokamera und Sender im 13cm-Bereich für die Liveübermittlung von Bildern während dem Flug, eine HD Videokamera mit Speichermedien an Bord, diverse Meteosensoren, ein GPS-Empfänger mit APRS-Sender zur Verfolgung der Flugbahn und schliesslich - vermutlich als Weltneuheit für Wetterballone - eine Temperaturmesseinrichtung im Balloninnern mit Datenübermittlung.
Das Projekt stellte für die Lernenden eine echte technische Herausforderung dar, da das Gesamtgewicht der Nutzlast des Ballons 2 kg nicht überschreiten sollte und die elektronischen und optischen Module in einem grossen Temperaturbereich (von der Umgebungstemperatur am Start bis zu -60 ° C an den unteren Grenzen der Stratosphäre) betreiben werden mussten.
Die Elektroniker-Lehrlinge haben die Krönung ihrer Arbeit mit dem erfolgreichen Start der Strato-sphärensonde am 15. März 2012, um 13:57 Uhr erfahren. Nach 2 Std. 45 Min. Flug erreichte die Sonde westlich des Schwarzsees den Scheitelpunkt in einer Höhe von 32'152 m ü.M. bei einer Geschwindigkeit von 39 km/h, um dann brüsk in Richtung Jaun zu schwenken. Über diesem Dorf platzte der Ballon schliesslich und „Heidi“ beendete die Reise in den Wipfeln einer Tanne. Dort wurden sie schliesslich von Mike, HB3YWU und seinen „Ballonjägern“ - einige waren sogar aus dem benachbarten Frankreich hergekommen - aufgespürt. Ganz nebenbei: „Ballonjäger“ ist übrigens ebenfalls eine interessante Sparte, welche die riesige Palette von Amateurfunk-Möglichkeiten bietet.
Die Besucher waren sehr beeindruckt von der Arbeit dieser Lehrlinge, die übrigens als Diplomarbeit gewertet wurde. Mit dieser beeindruckenden Präsentation und der Projektion der von der Sonde gemachten HD-Aufnahmen sowie dem darauf folgenden Aperitif fand unsere „Operation ARISS-2012“ einen höchst erfolgreichen Abschluss.
Klicken Sie unten auf die Play Taste, um die Fragen der GYB-Studenten sowie die Antworten des ESA-Astronauten André Kuipers auf der ISS anzuhören.